Bei dem Focke-Windkanal handelt es sich um das letzte Forschungslabor des Bremer Luftfahrtpioniers Henrich Focke (mehr Informationen unter dem entsprechendem Menüpunkt). Er beginnt 1961 mit den Arbeiten an seinem Fluglabor und stellt es 1963 fertig. In den folgenden Jahren verbringt Professor Focke fast jeden Tag in seinem Windkanal, um viele noch offene Fragen der Aerodynamik zu klären und sich dem Erlangen neuer Erkenntnissen zu widmen. Sein großes Interesse gilt dabei nach wie vor der Erhöhung der Flugsicherheit durch eine sichere Aerodynamik und hohe Flugstabilität. Aber auch schwer entflammbare Treibstoffe zum Minimieren der Brandgefahr bei Bruch- oder Notlandungen wecken seine Aufmerksamkeit. In diesem Zusammenhang will Focke beispielsweise auch die Landegeschwindigkeit möglichst gering halten. Erst um 1975 muss der zu diesem Zeitpunkt 85-Jährige die Arbeiten aufgrund seiner angeschlagenen Gesundheit deutlich einschränken.
Nach Fockes Tod im Jahre 1979 ist das Fluglabor praktisch dem Verfall preisgegeben, da die Erben Fockes nicht über die notwendigen Mittel zum Unterhalt verfügen und die im Laufe der Zeit provisorisch installierten Abdichtungen zum Schutz vor Regenwasser nicht ausreichen.
Zu diesem Zeitpunkt befindet sich der Windkanal in einem sehr schlechten Zustand. Das Dach ist undicht und
es bilden sich bei jedem Regen große Pfützen in der Halle. Darüber hinaus sind viele Scheiben der
Oberlichter defekt oder nur ungenügend abgedichtet.
Aufgrund der defekten Regenrinnen sind auch die Außenwände stark in Mitleidenschaft gezogen
und müssten dringend vor dem Wasser geschützt werden, denn die eindringende Feuchtigkeit hat auch der Holzkonstruktion des
Windkanals selbst stark zugesetzt. Viele der Hartfaserplatten sind aufgeweicht oder angeschimmelt und bedürfen einer Erneuerung.
Die Platten sind glücklicherweise sehr günstig zu beschaffen, dafür ist der Einbau aber ausgesprochen arbeitsintensiv.
Die Elektrik des Gebäudes ist nicht mehr betriebssicher, so dass letztendlich eine Neuverlegung sämtlicher Kabel notwendig wird. Auch die weitere Haustechnik ist nicht mehr funktionsfähig. Der Windkanal verfügt weder über Gas, fließend Wasser noch eine
funktionierende Kanalisation. Die Heizungsanlage ist in ähnlich schlechtem Zustand. Eine Inbetriebnahme der von Focke installierten
Gasöfen wäre lebensgefährlich und die Kohlezentralheizung ist aufgrund geborstener Heizkörper weder wasserdicht noch funktionsfähig.
Zu Weihnachten 1997 bekommt der damalige Doktorand Kai Steffen die im Verlag Peter Kurze erschienenen Memoiren
"Mein Lebensweg" des Luftfahrtpioniers Henrich Focke geschenkt. In diesem Buch erwähnt Focke in einem Nebensatz, dass er sich zum Ende
der Borgward-Zeit ein "eigenes flugtechnisches Labor mit Windkanal" einrichtete. An anderer Stelle gibt es einen Hinweis
auf Fockes damaliges Haus, welches sich in der Nähe von Kai Steffens Wohnung befindet. Er nimmt Kontakt mit der Familie Focke auf
und erfährt, dass der Windkanal noch immer existiere. Nach mehreren Kennenlerngesprächen ist es dann soweit:
Die erste Besichtigung der Räume, in denen der berühmte Luftfahrtpionier einst seine Forschungen betrieb, findet statt.
Die kleine Gruppe um Kai Steffen fällt schnell eine folgenschwere Entscheidung:
"Dieses Labor könnte einmalig sein und muss um jeden Preis erhalten werden."
In der folgenden Zeit finden mehrere Besichtigungen mit weiteren Freunden und Bekannten statt. Im Anschluss daran erwachsen häufig
lange Diskussionen über den besten Weg zur Rettung des Focke-Labors vor dem endgültigen Verfall.
Es stellt sich heraus, dass sich die Reparatur der Holzkonstruktion des eigentlichen Windkanals zwar ausgesprochen aufwendig gestaltet,
dafür aber auch billig und mit Baumarktartikeln zu bewerkstelligen ist. Das eigentliche Problem ist im Zustand des umgebenden Gebäudes zu sehen:
Die Schäden an Dach, Oberlichtern und Wänden sind so groß, dass sie nur mit erheblichem finanziellen Aufwand beseitigt werden können.
Auf alle Fälle wird deutlich mehr Geld benötigt, als es durch das Budget von Studenten und wissenschaftlichen
Mitarbeitern aufgebracht werden könnte.
So bilden sich zwischen 1998 und 2000 zweimal kleine Arbeitsgruppen, die den Windkanal wieder aufbauen wollen, aber an der schwierigen Beschaffung von Fördergeldern und dem notwendigen Zeitaufwand neben Studium, Promotion oder Familiengründung scheitern. Es stellt sich heraus, dass eine kleine Studentengruppe nicht erfolgreich "betteln" kann. Ein professionelleres Vorgehen scheint erforderlich. Kai Steffen entschließt sich zu einen letzten Anlauf, sobald ihm nach seiner Promotion wieder etwas mehr Zeit zur Verfügung steht.
In Laufe dieses neuen Rettungsversuches werden Artikel in Lokalzeitungen und Flugzeug-Magazinen plaziert, Fernsehteams in den Windkanal eingeladen, Vorträge gehalten sowie ein Verein zur Förderung des Windkanals gegründet. Parallel dazu erhalten viele Firmen, Behörden und Stiftungen Briefe mit der Bitte um Förderung des Projektes. Diese Aktion zeigt den gewünschten Erfolg, so dass - Dank der engagierten Unterstützung folgender Stellen - im Frühjahr 2003 Geldmittel von etwa 250.000 Euro für die Renovierung des Gebäudes zur Verfügung stehen:
Die Bauarbeiten beginnen im Spätherbst 2003. Nur eineinhalb Jahre später, am 25. Februar 2005, dem 26. Todestag Henrich Fockes, kann das Forschungslabor der Öffentlichkeit übergeben werden.
Nach Abschluss der Renovierung müssen weitere Gelder für den Betrieb der Anlage und zur
Deckung der laufenden Kosten aufgebracht werden. Ferner wollen noch Personen gewonnen werden,
die zur Unterstützung des Projektes bereit sind, beispielsweise
bei Führungen und der Durchführung von (Hoch-)Schullaboren.
Nach der Renovierung befindet sich der Windkanal optisch in dem Zustand, in dem Prof. Focke in den 50er bis 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts dort seine Forschungen betrieb. Der Windkanal öffnet jeden ersten Sonntag im Monat seine Türen für die Öffentlichkeit und bietet im Rahmen von Führungen allen interessierten Personen einen Einblick in das Arbeitsumfeld eines der international bedeutensten Flugpioniere.
Im Jahr 2006 fragt eine Firma aus der Windkraftbranche an, ob sie in Fockes Labor regelmäßig Versuche unternehmen
könne. Um dieser Chance nachzukommen ist jedoch auch die vollständige Renovierung der aerodynamischen Anlage erforderlich. Einen Teil der
anfallenden Kosten würde die anfragende Firma übernehmen, doch einiges muss der Windkanal-Verein selbst finanzieren.
In der Bremer Wirtschaft wird erfolgreich nach Sponsoren gesucht, die einen neuen Propeller fertigen können und den Windkanal mit einer versteckten
modernen Steuerung für eine stufenlose Einstellung der Windgeschwindigkeit ausstatten. Zusätzlich werden elektronische Druckaufnehmer beschafft und Dr. Kai Steffen entwickelt eine mittels Microcontroller gesteuerte
dreiachsige Positioniereinrichtung.
Das Ergebnis dieser Arbeiten ist, dass Fockes historischer Windkanal ab Herbst 2008 wieder als modernes Forschungslabor für
aerodynamische Versuche im Niedergeschwindigkeitsbereich genutzt werden kann.
Auch in Zukunft benötigt der Förderverein immer wieder Sponsoren, um den Unterhalt des Fluglabors von
mehreren tausend Euro im Jahr zu finanzieren. Die Einnahmen aus den monatlichen Museumstagen reichen hierzu leider nicht aus.
Während der ersten Betriebsjahre zeigte sich, dass die für wenige Personen ausgelegten Räumlichkeiten in Fockes Fluglabor
zu begrenzt sind, um alle interessanten Fakten der Bremer Luftfahrt in einem angemessen Rahmen präsentieren zu können.
Der Ankauf zusätzlicher Räumlichkeiten erscheint daher sinnvoll, würde allerdings mit Umbau und Ausstattung fast 250.000 Euro kosten.
In den zusätzlichen Räumen soll ein Film- und Vortragssaal sowie eine Ausstellung mit
Bildern, Modellen und Relikten des Windkanals und der Entwicklung der Bremer Luft- und Raumfahrtindustrie
eingerichtet werden.