(*8. Oktober 1890 in Bremen; †25. Februar 1979 in Bremen) war ein bekannter deutscher Flugzeugkonstrukteur und Hubschrauberpionier. Er gründete 1924 in Bremen die Focke-Wulf Flugzeugbau AG und 1937 die erste Hubschrauberfabrik der Welt, Focke, Achgelis und Co. GmbH in Delmenhorst-Hoykenkamp, einem Vorort der nahegelegenen Hansestadt.
Henrich Fockes Vater war Johann Focke, der Gründer des Bremer Focke-Museums. Henrich Fockes Charakter war bis ins hohe Alter von einem ruhelosen Forscherdrang und einer Faszination der technischen Machbarkeiten der Fliegerei gekennzeichnet. Er begann 1908 ein Maschinenbaustudium an der technischen Hochschule in Hannover, das er kriegsbedingt erst 1920 mit dem Diplom abschließen konnte. Von 1908 bis 1921 baute er mit Georg Wulf und anderen mehrere Flugzeuge.
Zusammen mit Georg Wulf und Dr. Werner Naumann gründete er 1923 die Bremer Flugzeugbau AG, die wenige Monate später als Focke-Wulf Flugzeugbau AG in eine Aktiengesellschaft umgewandelt wurden. Bis 1933 entstanden 29 verschiedene Flugzeugmuster, von denen insgesamt etwa 140 Flugzeuge gebaut wurden. Darunter war die F19 Ente, ein Entenflugzeug, welches auf ein Patent aus dem Jahr 1908 zurückging und an dem auch Henrichs Bruder Wilhelm Focke beteiligt war. Mit dem ersten der drei gebauten Exemplare verunglückte sein Partner Georg Wulf 1927 tödlich. Die Entenform hatte alle drei wegen der Überziehsicherheit eine lange Zeit beschäftigt.
Nach der Zwangsfusion der Focke-Wulf Flugzeugbau AG mit der Berliner Albatros Flugzeugwerke GmbH (1931) begann Henrich Focke auf dem Gebiet der Drehflügler zu arbeiten. Zunächst sammelte er Erfahrungen beim Bau und Betrieb von Cierva-Tragschraubern C19 und C30, für welche die Firma Lizenzen erworben hatte. Ein Tragschrauber muss, ähnlich dem Flächenflugzeug, erst Fahrt aufnehmen, um Auftrieb zu erzeugen. Das System der Tragschrauber, bei dem der Rotor vom Fahrtwind durch Autorotation in Bewegung gesetzt wird, überzeugte Henrich Focke jedoch nicht.
Im Jahr 1931 ernannte der Senat der Stadt Bremen Henrich Focke zum Professor. Er hielt in der Folgezeit Vorlesungen an der Technischen Lehranstalt in Bremen. 1933 schied Focke auf äußeren Druck aus der Leitung der von ihm gegründeten Focke-Wulf AG aus, da er sich weigerte, entsprechend den Plänen der neuen Machthaber, Kampfflugzeuge in seinem Flugzeugwerk zu bauen. Er durfte aber den Bau von Drehflüglern weiter verfolgen. Als Ergebnis konnte 1936 in Bremen der erste kontrolliert steuerbare Hubschrauber abheben, die FW61. Dieses Fluggerät konnte, im Gegensatz zum Tragschrauber, senkrecht starten und landen. Die neue Leitung der Focke-Wulf AG erkannte die Entwicklungsmöglichkeiten des neuen Fluggerätes nicht und machte seinem Verfechter derartige Schwierigkeiten, dass er sich schließlich ganz aus der Firma zurückzog. So gründete Focke 1937 zusammen mit dem Kunstflugweltmeister Gerd Achgelis die Firma Focke, Achgelis & Co. GmbH in Delmenhorst-Hoykenkamp, die sich auf die Entwicklung von Hub- und Tragschraubern spezialisiert. Schon vor Kriegsbeginn wurde dort an der Entwicklung und dem Bau des zivilen Großhubschraubers FA266 gearbeitet, der im Krieg als Lastenhubschrauber FA223 Drache in Serie ging. In Folge des Krieges zog die Produktion und Entwicklung mehrmals um und 1944 wurde die Firma schließlich mit der Weser-Flugzeugbau GmbH (kurz: Weserflug) zwangsvereinigt.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Focke zwischen 1945 und 1948 als Kriegsgefangener in Frankreich zwangsverpflichtet. Er war beratender Ingenieur beim Nachbau der FA223 Drache, bei der staatlichen SNCASE in Paris, welche dort unter der Bezeichnung SE3000 gebaut wurde. Gleichzeitig baute er die einrotorige SE3101, die Vorläuferin der Alouette.
Um 1948 errichtete Focke ein Ingenieurbüro in Bremen. Da Flugzeugbau seitens der Alliierten in Deutschland nicht gestattet war, übertrug er seine Erfahrungen aus dem Flugzeugbau auf Schiffe, Busse und Bauwerke. 1949 baut Focke in Horn-Lehe sein Wohnhaus als erstes Fertighaus nach der Bauweise von Professor Willy Messerschmitt. Von 1948 bis 1958 war er als technischer Berater im Hubschrauberbau für das britische Luftfahrtministerium tätig. 1950 konstruierte er bei den Norddeutschen Fahrzeugwerken in Wilhelmshaven leichte und schnelle Stromlinienbusse, 1951 einen 4-rotorigen Senkrechtstarter, den Verwandlungshubschrauber Convertiplan in Amsterdam und zwischen 1952 und 1956 parallel zum Convertiplan den zweisitzigen Leichthubschrauber Beijaflor (zu Deutsch: Kolibri) in Brasilien.
1956 kehrte er endgültig von Brasilien nach Bremen zurück. Bei den Borgward Automobilwerken folgte dann die Entwicklung eines weiteren, ebenfalls als Kolibri bezeichneten Hubschraubers, wobei Focke sich auf die in Brasilien gewonnenen Erfahrungen stützen konnte. Der Erstflug fand 1958 statt. Wegen des Konkurses der Firma Borgward im Jahre 1961 musste die Entwicklung abgebrochen werden.
Noch im selben Jahr entschied Focke sich für den Bau seines privaten Windkanals, den er 1963 fertigstellte und den er bis Mitte der 70er Jahre für Forschungen über das Langsamflugverhalten, das Stabilitätsproblem des Hubschraubers und die Nachstrompropulsion nutzte.
1890
8. Oktober: Geburt Henrich Fockes in Bremen.
Als Schüler zusammen mit Bruder Wilhelm die ersten Versuche mit Flugmodellen.